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Wandmosaik (ca. 1950) vor der Demontage; früher an der Stirnwand der Eingangshalle (Foto: Stadtarchiv)


Aus Leipzig nach Moskau - Ein Gruß aus der sowjetischen Vergangenheit. Die in Deutschland entdeckten Mosaiken aus den 1950er Jahren können von Besuchern der WDNCh besichtigt werden.

In Leipzig wird die Übergabe von zwei Mosaik-Tafeln der 1950er Jahre aus dem Sowjetischen Pavillon der Leipziger Messe an Moskau vorbereitet. Während der Rekonstruktion des Gebäudes wurden unerwartet zwei Mosaik-Tafeln aus der ersten Nutzungs-Periode entdeckt, die viele Jahre hinter Gipskartonwänden versteckt waren. Jede Tafel hat eine Abmessung von ca. 8 x 15 Metern. Die erste Tafel stellt ein Panorama des Roten Platzes mit der Moskauer Stadtsilhouette und dem Mausoleum dar, auf dem die alte Aufschrift „Lenin-Stalin“ zu sehen ist. Auf der zweiten Tafel ist eine Karte der Wasserkraftwerke der Sowjetunion mit den Namen der Städte dargestellt.
Über die Existenz der Mosaiken war bis zum Jahr 2015 nichts bekannt. Wer war der Schöpfer der Mosaiken und woher kam er – aus der UdSSR oder der DDR? Warum gab es keine Informationen in der wissenschaftlichen Literatur? Über den Fund wurde der Leiter der russischen Delegation zur internationalen Fachmesse „DENKMAL 2017“ informiert, doch das weitere Schicksal der Mosaik-Tafeln liegt in den Händen der beteiligten Forscher.

«Ich habe in der Literatur keinerlei Vermerke über die Mosaiken gefunden, - sagte die Architekturhistorikerin Dr. Anna Bronowitzkaja, Forschungsdirektorin des Instituts für Modernismus. - Umso interessanter wird es sein, sie zu erforschen. Die Mosaiken sind offensichtlich 1952 entstanden, als das Bauwerk aus dem Jahr 1924 zum Messepavillon der UdSSR umgebaut wurde. 

Original erhaltenes dekoratives Gestaltungselement am Haupteingang des ehemaligen Sowjetischen Pavillons


Mit der Rekonstruktion «nach sowjetischem Vorbild» war der deutsche Architekt Walter Lukas beauftragt worden, der schon erfolgreich unter der Nazi-Herrschaft gearbeitet hatte. Er plante eine neue Fassade, die Turmspitze mit dem Stern und neue Innenräume. Für die «Ruhmeshalle» wurden zwei Mosaike mit einer Fläche von jeweils 8 x 15 Metern geschaffen. Stilistik und Ausführung sind für sowjetische Mosaiken der damaligen Zeit nicht charakteristisch, die Aufschriften sind deutsch ausgeführt (auf der berühmten Mosaik-Karte der UdSSR aus Halbedelsteinen für die New Yorker Weltausstellung 1939 waren die Aufschriften in russisch ausgeführt). 
Es ist bekannt, dass Lukas in der DDR keine Hersteller für die Mosaiken finden konnte und sich deshalb an eine Westberliner Firma wandte. Und so sehen wir in den Mosaiken ein hochinteressantes Beispiel eines Hybriden – pathetische Sujets und ein pseudo-perspektivisches Panorama, außerdem einen neuen Ausführungsstil, den sowjetische Künstler erst am Ende der 1950er – Anfang der 60er Jahre beherrschen lernten». Es ist zu erwarten, dass die endgültigen Vereinbarungen zur Übergabe der Mosaiken auf der nächsten Fachmesse „DENKMAL“ im November 2018 in Leipzig unterzeichnet werden.

Jewgenia Twardowskaja (leicht gekürzt) 
Deutsche Übersetzung: F. Hofmann

Russischer Originaltext: 
http://hraniteli-nasledia.com/articles/zhivaya-istoriya/leyptsig-moskve-privet-iz-sovetskogo-proshlogo-/

Oder auch auf dieser Webseite:
https://www.parus-le.de/neues-stadtarchiv-russisch

Dr.-Ing. Architekt Frieder Hofmann 
gpfhofmann@parus-le.de    

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Aktualisierung: Januar 2024 

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