FRIEDER HOFMANN I POSITIONEN I PUBLIKATIONEN I PROJEKTE
Seit dieser Zeit des Aufbruchs und der Abbrüche hat sich viel getan. Die „Heldenstadt“ gibt sich offiziell toll und tough und ist zumindest damit in der Neuzeit angekommen. Leider trifft man heute beim Stadtrundgang aber kaum noch eingeborene (d.h. im „Vorwende-Leipzig“ geborene) Leipziger_innen. Fragt man eine der Schönen dann höflich nach ihrer Wohnadresse, so erhält man eventuell die unerwartete Auskunft: Ehrenfriedersdorf.
Die „Leipziger Volkszeitung“, die sich mit ihrem neuen „Rheinischen Format“ gerade von der biederen Provinz-Gazette zum weltoffenen Presseorgan emporkämpft, erklärt die Sachlage so: Ein Großteil der 340.000 Leipziger Wohnungen gehört „vor allem den Westdeutschen“, nämlich (so die LVZ vom 10.04.2021) „Zahnwälten aus Stuttgart“ .
Der eingeborene Leipziger ist überrascht. Noch vor kurzem war „Leipzig – das bessere Berlin“ und nun scheint es (mit Ausnahme einiger von einem Bochumer Miethai vereinnahmter Stadtviertel) fest in Stuttgarter Hand?
Ein Blick in den Berliner „Tagesspiegel“ schafft Klarheit, denn dort steht es wörtlich: „Prenzlauer Berg – Schwabenhaß im Szenekiez. Maultaschen kannte hier in den Siebzigern niemand. Heute gibt es keine Straße mehr, in der man nicht Käsespätzle bekommt und in fast jedem Bio-Laden steht schwäbischer Schwarzriesling.“ Aha, denkt sich da der Eingeborene: In Leipzig kassiert, in Stuttgart verwaltet und in Berlin verprasst.
Also „Letzte Spur Berlin“? Nun weiß fast jeder ostdeutsche Rentner, dass einzelne Mitwirkende dieses freitäglichen Serienkrimis nach dem Zugriff von Radek, Ameri & Co. manchmal auch als Leichen aufgefunden werden. Ergo wird er auf den Gedanken kommen: Auch für Leipzig kann der massenhafte Konsum von Käsespätzle tödlich enden.
Ist Leipzig aber heute schon das bessere Stuttgart? Der weitgereiste Leipziger sieht das sehr gelassen. Er weiß, daß Leipzig manches erreicht hat, was Stuttgart in absehbarer Zukunft noch bevorsteht. Er kennt aber auch die Tiefe der Schlaglöcher seiner eigenen heimatstädtischen Anliegerstraßen.
Angesichts des Niedergangs vieler ostdeutscher Städte forderte der aus Dresden stammende Soziologe W. Engler schon 2002: „Wir brauchen wieder Visionen!“ Für die geplagte Sachsen-Metropole gibt es damit nur einen Ausweg:
WENIGER Leipzig. MEHR L.E. !
Dr.-Ing. Architekt Frieder Hofmann
gpfhofmann@parus-le.de
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Aktualisierung: Oktober 2024
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